Unsere Fahrzeuge

Unser Ältester: Triebwagen 9

Das älteste Fahrzeug auf der Kirnitzschtalbahn stammt von der Lockwitztalbahn.

1926 und 1927 baute die Waggonfabrik W. C. F. Busch in Bautzen zwei Triebwagen für die Lockwitztalbahn (Niedersedlitz - Kreischa), die als Nr. 9 und 10 in Betrieb gingen. Als Besonderheit dieser Bahn wiesen zu dieser Zeit sämtliche Triebwagen Einachsdrehgestelle auf, die die Kurvengängigkeit verbessern sollten.

Mit der Verschrottung des baugleichen Triebwagens 240 102-6 im Jahre 1973 war der Wagen 240 101-8 (vorher 508II, vorher 507, vorher 9) der letzte Vertreter seiner Art, blieb jedoch weiterhin im Einsatz.

Zur 70-Jahr-Feier der Lockwitztalbahn im Jahr 1976 wurde der 26 Jahre zuvor von Dresden nach Kreischa umgesetzte Beiwagen 91II als historischer Wagen 9 hergerichtet. Die gewünschte passende Umgestaltung des Triebwagens 240 101-8 wurde jedoch von den Verantwortlichen untersagt. Der Zug durfte zwar geschmückt durch das Lockwitztal verkehren, jedoch passte die grüne Lackierung des Triebwagens nicht zur weinroten des Beiwagens. Wollte man jeden Gedanken an einen historischen Bahnbetrieb im Lockwitztal im Keime ersticken? Immerhin dauerte es bis zur umstrittenen Einstellung der Bahn nur noch ein Jahr...

Am Sonnabend, dem 18. Dezember 1977, verkehrte die Linie 31 zum letzten Mal und auch Triebwagen 240 101-8 war mit dem Beiwagen 290 109-3 auf der letzten Fahrt dabei.

Die nächsten Monate verbrachte der Wagen ungeschützt auf dem Betriebshof Trachenberge, bis er schließlich verschrottet werden sollte. Durch das Engagement zweier Nahverkehrsfreunde der AG 3/7 des DMV konnte diese verhindert werden, indem das Fahrzeug zur Kirnitzschtalbahn überführt wurde. Für den passenden Beiwagen 290 109-3 kam diese Rettung zu spät, er verbrannte 1979 bei einer Feuerwehrübung.

In vielen freiwilligen Arbeitseinsätzen versetzten die Mitglieder der AG 3/7 und Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe den Triebwagen in Bad Schandau wieder in einen fahrfähigen Zustand. Unter Beibehaltung der zu Kreischaer Zeiten erfolgten Modernisierungen (z. B. die ungeteilten Frontscheiben) repräsentiert er jetzt in seinem Äußeren die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Durch seine rot-cremefarbene Lackierung, die Aufschrift "Lockwitztalbahn" und die Beschilderung als "31" ist er ein echter Blickfang im Kirnitzschtal geworden.

Unser Originaler: MAN-Zug 5 + 12

Nach dem verheerenden Brand der Wagenhalle 1927 hatte man sich zum Glück für die Beibehaltung der Straßenbahn ausgesprochen. Ein Grund lag darin, dass sich die Infrastruktur der Strecke in gutem Zustand befunden hatte, so war die Fahrleitung erst vor zwei Jahren erneuert worden.
Bei der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) bestellte man daher fünf Trieb- und sechs Beiwagen, die im darauffolgenden Jahr bereits geliefert wurden. Diese erlaubten die Bildung von drei Dreiwagenzügen, mit denen der Betrieb ab 1. April 1928 durchgeführt wurde.

Die MAN-Wagen waren, von einigen Anpassungsmaßnahmen abgesehen, nahezu unverändert bis Ende der 70er Jahre in Betrieb. Der erste Triebwagen, der ausgesondert wurde, war Tw 4 nach einer schweren Entgleisung am 21. Juli 1969. 
Nach der Übernahme von fünf Triebwagen von der stillgelegten Lockwitztalbahn konnten die betagten Fahrzeuge nach und nach ersetzt werden. Am 31. März 1979 verkehrte Triebwagen 5 letztmalig im Linienverkehr, am 19. Oktober 1986 folgte der letzte Beiwagen in den Ruhestand.

Triebwagen 5 kehrte nach der von Mitarbeitern des Verkehrsbetriebs durchgeführten Aufarbeitung zur 85-Jahr-Feier der Bahn am 28. Mai 1983 als historischer Triebwagen zurück. Acht Jahre später war mit dem Beiwagen 12 die Bildung eines historischen Wagenzugs möglich, wovon bei bestellten Sonderfahrten Gebrauch gemacht wurde.

Am Pfingstsonntag, dem 11. Mai 2008, wurde der Wagenzug 5 + 12 erstmals bei einer öffentlichen Sonderfahrt eingesetzt. Seitdem ist dieser Zug als "echter Kirnitzschtaler" von den Veranstaltungen im Kirnitzschtal nicht mehr wegzudenken. Von den Beiwagen existiert heute auch noch der Wagen 13. Er fährt seit 1988 in Cottbus hinter dem Görlitzer Wumag-Triebwagen 24 als Museumsfahrzeug.

Unser Interessantester: Triebwagen 8

Die interessanteste Geschichte aller Fahrzeuge im Kirnitzschtal hat zweifellos Triebwagen 8.

Vor mehr als einem dreiviertel Jahrhundert, nämlich 1938, wurde er für die Erfurter Straßenbahn als Nr. 94 gebaut. In Thüringen stand er 30 Jahre im Einsatz, bis er durch die modernen Gelenkzüge G4 ersetzt wurde. Ab 1968 wurden acht Triebwagen seines Typs bei den Verkehrsbetrieben der Stadt Dresden grundhaft erneuert, um anschließend auf der Linie 31 (Lockwitztalbahn Niedersedlitz - Kreischa) die bis dahin eingesetzten Fahrzeuge aus dem Anfang des Jahrhunderts zu ersetzen. Als letzter Wagen dieser Serie verließ er 1971 die Hauptwerkstatt Trachenberge in Richtung Kreischa.

Am 18. Dezember 1977 wurde die Lockwitztalbahn eingestellt. Dies bedeutete für den Triebwagen 240 008-2 glücklicherweise nicht das Ende, auf Grund des erst vor sechs Jahren durchgeführten Neuaufbaus wurde er mit vier seiner Geschwister ausgewählt, auf der Kirnitzschtalbahn zur Modernisierung beizutragen. Schließlich verkehrten dort noch immer die MAN-Züge des Baujahrs 1928. Nach mehreren Anpassungen, so an die zunächst noch benötigten MAN-Beiwagen, später an die Einheitswagen, versieht er noch heute seinen Dienst. Und das in einem für Straßenbahnwagen biblischen Alter von über 80 Dienstjahren!

Triebwagen 8 steht auch für bestellte Sonderfahrten zur Verfügung. Wenn Sie möchten, können Sie es sich in der Holzklasse (22 Sitzplätze) gemütlich machen und die komfortable Fahrt (das Fahrzeug besitzt immerhin automatisch schließende Türen und der Fahrer hat eine eigene Kabine!) genießen.

Auch von ihm existieren noch Schwesterfahrzeuge. So fährt der Triebwagen 6 heute als Museumswagen mit der „Kirnitzschtalbahnlackierung“ in Halle. Der Triebwagen 5 erinnert heute als „Grüner“ 854 im Dresdner Straßenbahnmuseum an die Lockwitztalbahn und Triebwagen 4, der sich seit 2007 in seiner Heimat in Erfurt befand, träumt seit 2020 von einer Wiederaufarbeitung als Museumsfahrzeug in Kreischa.